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Zwei ausgezeichnete Jahrzehnte für die Westschweiz

Wachstum, Arbeitsmarkt, Bevölkerungsentwicklung: Die Westschweizer Wirtschaft expandierte in den vergangenen 20 Jahren ausserordentlich stark. Ihr reales BIP wuchs von 2005 bis 2024 um 49,5% und somit stärker als der schweizweite Durchschnitt (+43,0%) und der Durchschnitt der Industrieländer (+36,5%). Die Zahl der Arbeitsplätze erhöhte sich um 37,4% und die Bevölkerung nahm um 26,0% zu. Auch diese Zahlen liegen über dem schweizweiten Durchschnitt und dem Durchschnitt der Industrieländer. Dies sind die Erkenntnisse der Studie zum Westschweizer BIP, welche die sechs Westschweizer Kantonalbanken anlässlich des 20. «Forum des 100» veröffentlicht haben.

30. Oktober 2024 – «Die Westschweiz: eine Region auf der Suche nach Erfolg» war der Titel der ersten Ausgabe des «Forum des 100» im Jahr 2005. Wie sich heute zeigt, stellte sich der angepeilte Erfolg tatsächlich ein, obwohl die Perspektiven der Romandie vor 20 Jahren nicht ganz so rosig waren. Die Wirtschaftskrise der 1990er-Jahre und das Platzen der Dotcom-Blase hatten ihre Spuren hinterlassen. Man machte sich Sorgen über Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und Wachstumsflaute. Um die Entwicklung zwischen 2005 und 2024 aufzuzeigen, wird in der neuen Studie zum Westschweizer BIP anhand verschiedener wirtschaftlicher und demografischer Indikatoren die Lage von 2005 mit den gegenwärtigen Bedingungen verglichen.

Wertschöpfung: Chemie & Pharma ganz vorn
Die Chemie & Pharma-Branche verzeichnete innerhalb von 20 Jahren ein Wachstum von 252,5% und übernahm damit in Sachen Wertschöpfung klar die Führung. An zweiter Stelle folgt mit erheblichem Abstand der Sektor Maschinenbau, Uhrmacherei und Präzisionsinstrumente, der einen Zuwachs von 52,5% verzeichnete. Somit hat der sekundäre Sektor, der ein Viertel des PIB ausmacht, ein Drittel zu dessen Wachstum beigetragen. Im Tertiärsektor verzeichneten die Unternehmens- und Immobiliendienstleistungen mit 52,2% den stärksten Zuwachs, dicht gefolgt von den öffentlichen und halböffentlichen Diensten (+50,9%) und vom Handel (+42,4%). Danach kommen die Finanzdienstleistungen mit +35,9%. 

Arbeitsmarkt: Starke Zunahme im Dienstleistungssektor
Ein Blick auf den Arbeitsmarkt (zwischen 2005 und 2024 erhöhte sich die Anzahl Stellen in Vollzeitäquivalenten um 37,4%) zeigt ein ganz anderes Bild. Die meisten neuen Arbeitsplätze (mehr als 8 von 10 Stellen) wurden im Tertiärsektor geschaffen. Am stärksten war die Zunahme bei den Unternehmens- und Immobiliendienstleistungen (+76,2%) sowie den öffentlichen und halböffentlichen Diensten (+62,7%). Doch auch zwei Bereiche des sekundären Sektors traten hervor: das Baugewerbe (+32,6%) sowie der Sektor Maschinenbau, Uhrmacherei und Präzisionsinstrumente (+29,6%). Chemie & Pharma blieb mit +15,4% leicht zurück.

Verhaltenes Wachstum in der Romandie

Die globale Konjunkturflaute, vor allem jene in der Eurozone, hinterlässt auch in der Schweiz, inklusive der Romandie, ihre Spuren. Infolge der nachlassenden Dynamik im verarbeitenden Gewerbe sank das Wachstum in der Westschweiz im vergangenen Jahr auf 0,6%. Gemäss QUANTITAS, dem Institut für Wirtschaftsanalyse und -prognose der Fachhochschule Westschweiz HES-SO, zeichnet sich für die Region in diesem Jahr eine leichte Verbesserung auf 1,1% ab.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht für nächstes Jahr keine Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums voraus. Die Wachstumsprognose für 2025 liegt laut IWF genau wie für 2024 bei 3,2% gegenüber 3,3% im letzten Jahr. Allerdings rechnet der IWF mit einer Erholung in der Eurozone. Davon würde das verarbeitende Gewerbe profitieren und das BIP der Westschweiz könnte nächstes Jahr auf 1,5% steigen. Damit entspräche es für die Jahre 2024 und 2025 in etwa dem schweizweiten BIP.

Abgesehen von der fehlenden Konjunkturdynamik hat sich das globale Umfeld allerdings verbessert. In den meisten führenden Volkswirtschaften nähert sich die Inflation dem Zielwert von 2%, sodass die Zentralbanken ihre Geldpolitik lockern können. Dennoch ist die Ungewissheit gross. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem die angespannte geopolitische Lage, die hohe Verschuldung bestimmter Länder und im Falle der Schweiz der starke Franken und die Entwicklung ihrer Beziehungen mit der EU.

Die Bevölkerung wächst um über 25%
Die Westschweizer Bevölkerung wuchs zwischen 2005 und 2024 um 26,0% – fast im Gleichschritt mit den neuen Arbeitsplätzen. Der Bedarf an neuen Arbeitskräften wurde zu einem grossen Teil durch die Einstellung von Arbeitskräften aus dem Ausland gedeckt. Dadurch stieg der Ausländeranteil an der Westschweizer Bevölkerung um mehr als ein Fünftel von 26,0% auf 31,8%. Der grösste Teil der zugewanderten Ausländer sind Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren. Diese rund 200 000 Zugewanderten machen 40% der 500 000 im Betrachtungszeitraum verzeichneten neuen Einwohnerinnen und Einwohner der Westschweiz aus.

Abbau der Staatsverschuldung entgegen dem Strom
In zahlreichen Industrieländern nimmt die Staatsverschuldung stetig zu. In Frankreich, den USA und in Grossbritannien etwa erhöhte sich die Staatsschuldenquote in den letzten 20 Jahren auf über 100% des BIP. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen wie Deutschland, stieg die durchschnittliche Staatsverschuldung zwischen 2005 und 2024 laut IWF in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften von 76,0% auf 109,4% des BIP und in der Eurozone von 70,2% auf 88,1% des BIP. Das Thema Haushaltsausgleich bleibt auch in der Westschweiz und der Schweiz als Ganzes aktuell, doch ist es hierzulande gelungen, die öffentlichen Schulden deutlich abzubauen. So sank die Staatsschuldenquote der Westschweiz von 2005 bis 2024 von 71,8% auf 50,4% und jene der Gesamtschweiz von 54,8% auf 40,3% des BIP.
Die Ausgabe 2024 der Studie zum Westschweizer BIP untersucht auch das Bildungsniveau, die Exporte, die Immobilienpreise, die Zinssätze und die Treibhausgasemissionen. Ferner analysiert sie die anstehenden Herausforderungen und drei mögliche Szenarien für die kommenden Jahre.

Wichtige Wirtschaftskennzahl

Das BIP ist die Kennzahl, die am häufigsten zur Messung der Wirtschaftsleistung eines Landes oder einer Region herangezogen wird. Anhand dieses wichtigen Indikators ist es möglich, die Entwicklung im Zeitverlauf zu analysieren und Vergleiche zwischen den Regionen anzustellen. Mit der Publikation von BIP-Prognosen erhalten die Entscheidungsträger von Privatwirtschaft und Politik zudem ein wertvolles Instrument für die Entscheidungsfindung und Projektdurchführung.

In Zusammenarbeit mit dem «Forum des 100» der Tageszeitung Le Temps publizieren die Kantonalbanken der sechs Westschweizer Kantone seit 2008 alljährlich eine Schätzung des Westschweizer BIP anhand von Daten aus den Vorjahren (im vorliegenden Fall von 1997 bis 2023) und Prognosen für das laufende und das kommende Jahr. Die Berechnungen werden von QUANTITAS, dem Institut für Wirtschaftsanalyse und -prognose der Fachhochschule Westschweiz HES-SO, gemäss einer systematischen und transparenten Methode vorgenommen. Die Ergebnisse werden auch am 20. «Forum des 100» am 31. Oktober 2024 in Lausanne präsentiert.

Nähere Informationen sind auf folgenden Websites verfügbart www.bcf.ch, www.bcge.ch, www.bcj.ch, www.bcn.ch, www.bcvs.ch, www.bcv.ch oder www.forumdes100.ch.

 

  

Ansprechpersonen:

BCF: Christine Carrard, Leiterin Kommunikation
+41 26 350 71 03, christine.carrard@bcf.ch

BCGE: Grégory Jaquet, Stellvertretender Pressesprecher
+41 22 809 32 39, gregory.jaquet@bcge.ch

BCJ: Margaux Häni, Leiterin Marketing und Kommunikation
+41 32 465 13 68, margaux.haeni@bcj.ch

BCN: Fabienne Courvoisier, Leiterin Kommunikation und Wirtschaftsbeobachtung
+41 32 723 62 21, fabienne.courvoisier@bcn.ch

BCVs: Philippe Glassey, Leiter Kommunikation
+41 58 324 60 32, philippe.glassey@bcvs.ch

BCV: Jean-Pascal Baechler, Observatoire BCV de l’économie vaudoise
+41 21 212 22 51, jean-pascal.baechler@bcv.ch

QUANTITAS/HES-SO: Claudio Sfreddo, Projektleiter (für die Methodologie)
+41 21 785 14 58, info@quantitas.ch

Forum des 100: Valère Gogniat, Redaktionsleiter Foren und Veranstaltungen
+41 22 539 10 75, valere.gogniat@letemps.ch

Die Ausgabe 2024 der Studie zum Westschweizer BIP (auf französich)