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Nachhaltig Investieren: die neue Normalität

Mehr als die Hälfte der in der Schweiz in Anlagefonds investierten Gelder fliesst gemäss einer Marktumfrage in nachhaltige Fonds und das Gesamtvolumen der nachhaltigen Anlagen ist 2020 um über 30% gestiegen.

Sowohl bei den privaten als auch bei den institutionellen Anlegern gewinnt nachhaltiges Investieren immer mehr an Bedeutung. Ende 2020 beliefen sich die in der Schweiz nach mindestens einem der acht nachhaltigen Anlageansätze* verwalteten Vermögen auf über CHF 1 520 Milliarden, das sind 31% mehr als Ende 2019. Dies geht aus der u. a. von der BCV gesponserten Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2021** hervor, die von Swiss Sustainable Finance (SSF) in Zusammenarbeit mit dem Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich durchgeführt wurde (siehe Grafik 1). Dieses Wachstum dürfte anhalten, allerdings nur, wenn die Transparenz stetig weiter verbessert wird, denn wie in der Studie betont wird, ist dies eine unabdingbare Voraussetzung, wenn man sich das Vertrauen der Kundschaft sichern will.

Einige Kennzahlen

  • Das wachsende Interesse an nachhaltigen Anlagen und das generell gute Börsenjahr 2020 erklären das Wachstum dieses Marktes, der noch vor zehn Jahren nur gerade CHF 40 Milliarden schwer war.
  • Die nachhaltigen Fonds erfuhren 2020 einen Volumenanstieg von 48% und überholten damit die konventionellen Fonds, erhöhte sich ihr Marktanteil doch auf 52% (2019: 38%).
  • Die von Asset Ownern gemeldeten nachhaltigen Anlagen entsprechen rund 33% der gesamten von Schweizer Pensionskassen und Versicherungen verwalteten Anlagen.
  • Was die Anlageklassen betrifft, so haben die Aktien zwar nach wie vor die Nase vorn, aber die anderen holen allmählich auf. Inzwischen ist mehr Kapital nachhaltig in Immobilien investiert als in Staatsanleihen (siehe Grafik 2).
  • Der Klimawandel ist nach wie vor das dominierende Thema. Im Aktionärsdialog sind das Risikomanagement und die Berichterstattung zum Klimawandel das Hauptthema des ESG-Engagements.

Wie steht es um die Wirkung?

Nachhaltiges Investieren wächst nicht nur, es wird auch ausgereifter. Ein Beispiel? Die Komplexität der Praktiken: 46% der Befragten (2019 waren es noch 34%) erklären, dass sie bei ihren Anlageprodukten und -verfahren vier oder mehr nachhaltige Anlageansätze anwenden (vgl. Grafik 3). Jetzt, wo sich das Kürzel ESG (Environment, Social und Governance) in der Finanzwelt fest etabliert hat, rückt die Wirkung immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

So ist es seiner Wirkung zu verdanken, dass der Ansatz «ESG-Engagement», der auf den Dialog mit den Unternehmen setzt, mittlerweile noch vor den Ausschlüssen auf Platz zwei rangiert (vgl. Grafik 4). Insbesondere, wenn es zu einer Verletzung der geltenden Normen kommt, wird heute oft eher das Gespräch mit der Geschäftsleitung gesucht, statt das betreffende Unternehmen einfach aus dem Portfolio zu entfernen. Die Autorinnen und Autoren der Studie zeigen sich über diese Entwicklung erfreut: «Dies ist eine gute Nachricht, da ein derartiger aktiver Ansatz zu einer Veränderung des Verhaltens beitragen kann, wohingegen eine reine Verkaufsstrategie oftmals als wenig wirksam kritisiert wird.»

Das Impact Investing weist mit 70% zwar die höchste Wachstumsrate aller nachhaltigen Anlageansätze auf, es betrifft aber nur 6% der nachhaltigen Anlagen. Tatsächlich ist der Begriff an und für sich nicht unumstritten, wie die Studie hervorhebt. Es bleiben viele offene Fragen, insbesondere zur Begriffsdefinition und zur Messung. Soll beispielsweise das Impact Investing von den Themenfonds abgegrenzt werden? Laut der Studie erklären die verschiedenen Auslegungen dieses Begriffs unter anderem, weshalb das Impact Investing zum ersten Mal nicht mehr Schlusslicht ist und die Themenfonds auf den letzten Platz verwiesen hat.

Das nachhaltige Anlegen befindet sich an einem wichtigen Punkt: Es gilt, das Vertrauen der Investoren nicht aufs Spiel zu setzen. Wie die Leiter des CSP-Projekts unterstreichen, muss sichergestellt werden, dass der Begriff «Impact» nicht zu einem weiteren Modewort der Finanzwelt verkommt. Es gilt insbesondere zu verstehen, welche realen Auswirkungen diese Anlagen tatsächlich haben. Angesichts der steigenden Nachfrage seitens der Anlegerinnen und Anleger werden immer mehr Studien durchgeführt. Die Datenlage ist noch zu dünn, um die Wirksamkeit des Impact Investing besser analysieren zu können, doch im Zuge der sich verdichtenden Regulierung dürfte sie immer mehr ausgebaut werden, insbesondere in Europa.

Wie sieht es mit der Standardisierung aus?

Die befragten Finanzakteure sind mehrheitlich der Meinung, dass das Wachstum des Markts für nachhaltige Anlagen anhalten wird. Damit das gelingt, müssen Lösungen für den Mangel an nationalen und internationalen Standards in diesem Bereich gefunden werden. In der Schweiz gibt beispielsweise ein Drittel der ESG-Fonds an, von einer externen Stelle zertifiziert worden zu sein. Angesichts des Label-Dschungels ist es allerdings schwierig, den Überblick zu behalten. Gesetzes-, Steuer- oder brancheninterne Massnahmen können einen Teil des Problems lösen, die Autorinnen und Autoren der Studie glauben aber nicht, dass in naher Zukunft weltweite Normen zu erwarten sind.

Sie plädieren für mehr Transparenz, für eine gröbere Klassifizierung der verschiedenen nachhaltigen Anlagen, auch auf die Gefahr hin, private Anlegerinnen und Anleger zu verlieren; sie betonen aber, dass dies nur gelingen kann, wenn es von einer möglichst grossen Anzahl Akteuren mitgetragen wird.

Die europäische Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor weist in diese Richtung. Wird die Schweiz diesem Beispiel folgen? Die Behörden bevorzugen einen marktbasierten Ansatz. Der Bundesrat hat Leitlinien zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor verabschiedet. Nach Ansicht von SSF sollte man in diesem Sinne weiterfahren und sich dabei auf das grosse Fachwissen der Akteure verlassen, um die Entwicklung des Schweizer Markts für nachhaltige Anlagen zu fördern.

* Folgende acht nachhaltigen Anlageansätze wurden in der Studie berücksichtigt: Best-in-Class, ESG Engagement, ESG Integration, ESG Voting, Exclusions, Impact Investing, Norms-Based Screening, Sustainable Thematic Investments. Mehr zu diesen Ansätzen erfahren Sie auf der SSF-Website.

** Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2021. Von Swiss Sustainable Finance (SSF) publizierte Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich durchgeführt wurde. Die BCV gehört zu den Sponsoren der Studie. Die Videokonferenz zur Studienpräsentation ist online verfügbar.